Rezensionen

Wenn es doch so einfach wäre!

Einen wunderschönen guten Abend,

schon vor einer ganzen Weile (Ende Mai, glaube ich) habe ich mich im Bastei Lübbe Verlag auf ein Rezensionsexemplar beworben, bei dessen Beschreibung ich dachte „Wenn das mal nichts für mich, dann weiß ich auch nicht.“ Ich habe mich auch sehr über das liebevoll gepackte Päckchen gefreut, dass mich ziemlich schnell erreichte. Direkt nach Erhalt startete ich mit dem Lesen und ziemlich schnell lag das Buch dann auf dem Sofa und zwar wirklich lange. Wieso und warum? Das will ich euch heute erzählen.

Titel: Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen

Autor: Petra Hülsmann

Verlag: Bastei Lübbe

Erscheinungsjahr: 2018

Seitenzahl: 570

Preis: 11,00€

Format: Taschenbuch

Annika Paulsen ist Mitte Zwanzig und Lehrerin für Musik und Geografie. Noch bevor sie sich endgültig am ehrwürdigen und hoch angesehenen Werther-Gymnasium etablieren kann wird sie an die Astrid-Lindgren-Schule (kurz ALS) versetzt. Sie ist geschockt, dass sie plötzlich im absolut sozialen Brennpunkt Hamburgs unterrichten soll und wünscht sich schmerzlich an die alte Schule zurück.

Dennoch gründet sie an der neuen Schule eine Musical-AG und sucht sich hierfür Unterstützung bei ihrer ersten großen Liebe Tristan, der mittlerweile Theater-Regisseur ist. Zu dem Schulchaos kommt jetzt noch ein Gefühlschaos hinzu, das sich gewaschen hat.

Als ich mir den Klappentext in der Email das erste Mal durchgelesen habe war ich absolut begeistert. Da ich selbst Lehrerin bin – und das auch an einer Schule, in einem nicht unbedingt privilegierten Stadtteil – war ich direkt angefixt. Ich habe mich auf einen leichten, lustigen und romantischen Roman gefreut, den man wunderbar „mal eben weglesen“ kann. Bisher habe ich noch kein Buch von Petra Hülsmann gelesen, habe aber schon sehr viele positive Stimmen über ihre Bücher gehört.

Leider kam es etwas anders. Ich begann die Geschichte zu lesen und habe bereits nach wenigen Kapiteln aufgehört. Ehrlich gesagt hat die ganze Szenerie ziemlich erschrocken und zwar nicht, weil die Brennpunkt-Schule so drastisch dargestellt wurde, sondern weil ich die Protagonistin so unfassbar unsympathisch fand, dass ich am liebsten das Buch gegen die Wand geworfen hätte – und das nicht nur einmal. Sie stellt sich so sehr über alle anderen, dass es mich geschüttelt hat. Immer am Jammern, dass alle Welt sie mies behandelt, behandelt sie alle noch viel mieser.

Nach langer Zeit, in der das Buch auf meiner Sofakante lag, habe ich letztendlich das Hörbuch angefangen, weil ich immer noch gehofft habe, dass die Geschichte besser wird, aber mich einfach nicht zum Lesen aufraffen konnte. Nachdem ich dann einige Kapitel im Hörbuch geschafft hatte, habe ich das Buch dann doch eigenständig beendet.

Ja, es wurde besser. Die Botschaft ist klar: „Glaube an dich, dann kannst du alles schaffen!“. Es wird versucht in „Fack ju Göthe“-Marnier prollige Schüler auf den rechten Weg zu bringen, doch es gelingt einfach die Gratwanderung zwischen lustig und realistisch nicht wirklich.

Mein absolutes Highlight – ja, auch das hat es gegeben – ist die Nebenfigur Sebastian, seines Zeichen Nachbar und Freund von Annika, der mir unglaublich ans Herz gewachsen ist, weil er einfach durchweg ehrlich und aufrichtig war. Im Gegensatz zu Annika war er sehr glaubwürdig und hat auch an keiner Stelle in der Geschichte geschwächelt.

Ich finde es um Längen schwieriger ein Fazit zu einem Buch zu ziehen, dass mich persönlich nicht wirklich vom Hocker gehauen hat. Mich als Lehrerin hat das Buch nicht abgeholt, die Darstellung der Rivalität zwischen den Schulformen ist zwar (leider) durchaus realistisch, aber so unsympathisch dargestellt, dass es mich teilweise vor Abneigung geschüttelt hat.

Ich glaube jedoch auch, dass ein Leser der nichts mit dem deutschen Schulsystem zu tun hat hier eine Geschichte vorfindet, die sich ihm als humorvoll offenbart. Annika Paulsen ist eine Figur, die man wahrscheinlich nur lieben oder unsympathisch finden kann und damit steht und fällt das Urteil über diese Geschichte.

Mein Fazit lautet dementsprechend: Probiert es aus – man kann die Geschichte in den ersten Kapiteln ganz gut abschätzen. Ich kann aber leider keine Empfehlung aussprechen.

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