Ronja Delahaye: US. Wie Worte so laut – Wenn leise Beziehungen die lautesten sind
Einen wunderschönen guten Morgen,
seit einigen Woche gehöre ich zum Bloggerteam von Ronja Delahaye. Bereits letztes Jahr habe ich mit ihr zusammen gearbeitet bei der Veröffentlichung ihres Romans „Tigerstreifenhimmel“ und jetzt darf ich fest in ihrem Bloggerkreis mitarbeiten.
Die Geschichte von „US. Wie Worte so laut“ hat mich vom ersten Moment an interessiert und als ich gefragt wurde, ob ich zusätzlich zu einer Rezension auch einen Beiträg für eine Blogtour schreiben würde, habe ich sofort zugestimmt. Die Blogtour ist übrigens gestern auf der Seite von Biancas Bücherhimmel online gegangen.
Bei mir wird es heute um besondere Beziehungen gehen – und zwar in alle Richtungen…
In Ronja Delahayes neuer Geschichte treffen wir auf zwei Charaktere, die sowohl vollkommen unterschiedlich als auch ziemlich gleich sind. Reyes spricht nicht, obwohl sie es kann. Und wenn, dann spricht sie nur mit ihren engsten Vertrauten. Ansonsten verständigt sie sich mit Gebärdensprache, was ihr in ihrer kleinen Heimatstadt immer wieder die Rolle des Sonderlings einbringt.
Fynn ist seit einem Unfall in der Kindheit taub. Er spricht mit seinen Händen und hat eine Liebe zur Musik entwickelt, trotz der Tatsache, dass er sie selbst nicht hören, sondern nur fühlen kann.
Als Reyes Fynn kennen lernt hat sie sich ein festes Netz an Beziehungen aufgebaut: sie hat ihre Familie (Mutter, Vater, Schwester) in der Nähe, eine beste Freundin (Nasrin) und einen festen Freund (Don). Es sind Menschen, die Reyes schon ihr ganzes Leben lang begleiten, oder im Fall von Don durch Freundschaften der Eltern bereits mit Reyes „Problem“ bekannt sind. Reyes fühlt sich die meiste Zeit wohl mit den ausgewählten Menschen um sie herum, auch wenn sie Verhaltensweisen immer wieder nicht verstehen oder nachvollziehen kann. Die Beziehung mit Don ist eher ein klassisches Tauschgeschäft – sie gibt ihm den Platz, der er braucht um sich selbst zu präsentieren und sie bekommt Schutz und das Gefühl eine ganz normale Liebesbeziehung zu führen.
Sie ist zufrieden, aber als Reyes auf Fynn trifft, lernt sie ein System an Freundschaft und Familie kennen, dass auf einem ganz anderen Level funktioniert. Fynn lebt in einer WG mit Sadie und zusammen mit Harlow und Patrick, die gemeinsam in einer zweiten WG leben bilden sie ihre ganz eigene Familie. Vier vollkommen unterschiedliche Menschen, mit unterschiedlichen Herkünften und Interessen haben sich zusammen gefunden und aus Freundschaften, die sich untereinander verknüpften ist eine eingeschworene Familie geworden. Sadie, Harlow und Patrick haben für Fynn die Gebärdensprache gelernt und trotzdem ist sein fehlendes Gehör nie ein wirkliches Thema. Es sind vier Menschen, die einander so annehmen wie sie sind, die füreinander eintreten und sich so aus Freundschaften eine wirkliche Familie entwickelt hat.
Als Reyes in diese Gruppe hereinstolpert ist sie zuerst höchst verwirrt über dieses Beziehungsgeflecht, dass so anders ist als das, was sie kennt. Als dann auch noch ihr Netz anfängt zu bröckeln findet sie ins Fynns „Familie“ Menschen, die ihr nicht nur bedingungslos ihre Freundschaft anbieten, sondern sie auch in ihre Familie aufnehmen.
Freundschaft, Familie und Liebesbeziehungen sind Themen, die eine große Rolle in Ronja Delahayes Geschichte einnehmen. Besondere Konzepte in klischeebehafteten Rollensystemen und ich habe diese Entwicklungen sehr genossen.
In einem liebevollen und bedingungslosen System wie der Familie von Fynn, Sadie, Harlow und Patrick hat Reyes die Chance sich in ihrem Rahmen weiter zu entwickeln und sowohl Freundschaft, als auch Liebe in ganz anderen Umständen kennen zu lernen.
Freundschaft, Familie und Liebesbeziehungen kommen in den unterschiedlichsten Formen vor, doch wirklich glücklich machen sie uns nur, wenn wir uns als gleichberechtigter Teil in ihnen wiederfinden und uns dort so ausleben können, wie wir wirklich sind.
Und diese Erkenntnis schafft es Ronja Delahaye ganz wunderbar in ihrer Geschichte darzustellen!