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Was ist eigentlich ein „wichtiges Buch“? – Und sind nicht eigentlich alle Bücher wichtig?

Hallo zusammen,

in den letzten Woche denke ich viel über den Begriff „wichtiges Buch“ nach. Gestartet hat das Ganze mit dem Erscheinen von Laura Kneidls „Someone New“ und seitdem lässt es mich nicht mehr los. Ich habe bereits mit ganz wunderbaren Menschen über dieses Thema gesprochen, aber ich möchte meine Gedanken einfach mal niederschreiben.

Ich gehöre mit meinen über 30 ja schon zu der gefühlt älteren Generation der Buchblogger-Welt, vor allem bezogen auf Instagram. Meine Leseleidenschaft hat bereits im Kleinkindalter begonnen und ja, ich kenne eine ganze Menge Bücher und Geschichten. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich auch deswegen immer wieder Schwierigkeiten habe, der schnellen Welt auf Bookstagram und Co zu folgen. Beziehungsweise habe ich das Gefühl, dass wir uns oft gegenseitig nicht verstehen.

Mit „Someone New“ fing alles an

Als Ende Januar „Someone New“ von Laura Kneidl erschienen ist, war ich auch eine der Leser, die direkt in die Buchhandlung gelaufen sind und ich habe mich auch wirklich gefreut, dass ich das Glück hatte eine der limitierten Hardcover-Ausgaben zu ergattern. Gelesen habe ich das Buch innerhalb von 24 Stunden und ich mag es. Es ist eine schöne Geschichte, die ich danach gerne ins Regal gestellt habe und ich freue mich bereits jetzt darauf auch die weiteren Bücher der Reihe zu lesen (denn ich hoffe, dass nach „Someone Else“ auch noch weitere Bücher erscheinen).

Auf Instagram überschlugen sich jedoch die Bewertungen und der Begriff, der mir dabei am deutlichsten ins Auge gesprungen ist war „wichtiges Buch“.

Ohne Frage hat „Someone New“ eine wichtige Thematik, aber kann ich diese denn nicht würdigen, ohne dass ich das Buch als absolutes Meisterwerk empfinde? Anscheinend nicht, was diverse persönliche Angriffe (nicht mir gegenüber, da ich mich nicht öffentlich über das Buch geäußert habe bis jetzt) zeigen, die denjenigen entgegengebracht wurden, die einer ähnlichen Meinung waren, wie ich.

Was heißt denn eigentlich „wichtiges Buch“?

Wenn man den momentanen Aussagen auf Bookstagram und Buchblogs Glauben schenkt ist ein wichtiges Buch, ein Buch, das ein wichtiges gesellschaftliches Thema aufgreift. Ein Thema, das in den Fokus der modernen Gesellschaft gerückt werden sollte, damit man sich einsetzen kann gegen Rassismus, Homophobie, Diskriminierung etc.

Aber ist ein wichtiges Thema in einem Buch, auch immer gleich ein wichtiges Buch? Das sind für mich nämlich zwei unterschiedliche Dinge. Ich bin immer und auf jeden Fall für wichtige Themen in Büchern. Das steht vollkommen außer Frage. Aber ich glaube nicht, dass ein Buch, dass ein wichtiges Thema beinhaltet auch immer gleich ein wichtiges Buch ist. Nur weil ein wichtiges Thema literarisch behandelt wird, ist es nicht direkt ein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss.

Und ganz wichtig –  auch wenn ein wichtiges Thema behandelt wird, darf ich das Buch nicht mögen! Nur weil ich ein Buch nicht mag (und wenn wir mal ganz ehrlich sind, es gibt kaum so etwas Subjektives wie den Lesegeschmack) heißt das nicht, dass ich nicht in der Lage bin, die Bedeutung des Themas zu erfassen! Wenn ich ein Buch nicht mag, in dem es um das Thema Homosexualität geht, heißt das nicht, dass ich homophob bin, nur weil mir vielleicht der Sprachstil oder der Kapitelaufbau nicht gefallen hat. Wenn ich Kritikpunkte an „Someone New“ habe, bedeutet das nicht, dass ich Randgruppen keine Chance gebe oder sie diskriminiere, nur weil ich der Meinung bin, dass die Geschichte in Teilen einfach zu vollgestopft ist und so den Fokus verliert. Weil ich mit der Geschichte „Du wolltest es doch“ nichts anfangen kann, heißt es nicht, dass ich Opfer-Shaming betreibe.

Wir müssen lernen, dass ein wichtiges Thema nicht gleich ein wichtiges Buch ist! Ein Buch/ eine Geschichte zu mögen ist eine komplett subjektive Erfahrung, ein wichtiges Thema zu erkennen etwas vollkommen anderes.

Ist nicht für jeden ein anderes Buch wichtig?

Wenn ich so durch mein Bücherregal schaue und mich an die Bücher erinnere, die ich in meinem Leben gelesen habe, dann gibt es fast unzählige wichtige Bücher für mich. Und damit meine ich nicht Lieblingsbücher, an die ich mich unglaublich gerne erinnere und die einen festen Platz in meinem Herzen haben, sondern Bücher, die etwas in mir berührt haben, mich zum Nachdenken angeregt haben und mich dazu gebracht haben, mich mit unterschiedlichen Themen auseinander zu setzen.

Ich erinnere mich an ein Bilderbuch, das meine Mutter mir vorgelesen hat: „Wie Tine ihre Eltern bekam. Eine Adoptionsgeschichte“. Diese Geschichte hat mich unglaublich berührt und mich lange geprägt. In dem Buch wurden die unterschiedlichsten Familienmodelle besprochen und ich habe damals viele Fragen gestellt (die mir glücklicherweise auch beantwortet wurden). Damit wurde, meiner Meinung nach, der Grundstein dafür gelegt, dass es mir nie schwer gefallen ist, die unterschiedlichsten Familienmodelle zu besprechen.

Aber grundsätzlich kann jedes Buch für jemanden absolut wichtig werden. Es braucht nur eine Figur, die einem ähnlich ist, einen Handlungsstrang mit dem man sich identifizieren kann, einen Handlungsort, mit dem man viel verbindet – vollkommen egal. Wenn ich mich irgendwie in einer Geschichte wiederfinden kann, dann ist dies „mein Buch“, meine Geschichte und damit absolut wichtig für mich.

Ein Buch muss nicht ein gesellschaftlich wichtiges Thema behandeln, um für einen Leser wichtig zu werden! Das bedeutet auch, dass ein gesellschaftlich wichtiges Buch durchaus kritisch betrachtet werden darf. Das bedeutet nicht, dass ich etwas gegen Homosexuelle, Frauen, People of Colour, Menschen mit Mental Health Issues oder sonst etwas habe, sondern einfach – schlicht und ergreifend – dass diese Geschichte nicht meine Geschichte war.

Quelle: www.pixabay.com

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