Allerlei Buntes

Harry Potter – ein Lesephänomen und eine Liebe fürs Leben

Einen wunderschönen guten Abend.

Endlich ein Beitrag über Harry Potter! Und weil Harry Potter wie kein anderes Buch es geschafft hat, lesende Menschen zusammen zu bringen hat auch die liebe Shani von Between two Chapters ihre ganz eigene Geschichte rund um Harry Potter aufgeschrieben. Heute wird also nicht gequatscht, sonder geschwärmt und in Erinnerungen geschwelgt. Und wenn ihr danach noch mehr Lust auf Geschichten rund um Harry Potter habt, geht mal dem Hashtag #20yearsofmagic auf die Spuren – dort entdeckt ihr noch viel mehr.

Angeregt, diesen Beitrag ausgerechnet jetzt zu schalten, wurden wir vom Carlsen-Verlag, der zum 20jährigen Jubiläums des Zaubererlehrlings eine riesige Blogparade ins Leben gerufen hat, um möglichst viele Geschichten zusammen zu bringen, wie Harry Potter unser Lese-Leben und Lese-Erleben geprägt hat und deswegen möchte ich heute nun auch meine Harry Potter -Geschichte erzählen.

Wie fängt man an, über Harry Potter zu erzählen? Die Geschichten begleiten mich schon so unglaublich lange, dass ich mich kaum daran erinnern kann ohne diese Geschichten zu sein. Vor 20 Jahren war die Geschichte über den kleinen Jungen, dessen Leben von einem Tag auf den anderen so unglaublich wurde, einfach etwas ganz Neues. Was „Herr der Ringe“ in der Welt des High Fantasy war, war „Harry Potter“ für die fantastische Jugendliteratur und ich bin so unglaublich glücklich, dass ich die gesamte Geschichte miterleben durfte.

Wie oft ich in den letzten Jahren gehört habe, dass Harry Potter Menschen zum Lesen gebracht (oder auch zurückgebracht) hat, konnte ich irgendwann nicht mehr zählen. Was mich angeht – Harry Potter hat mich nicht zum Lesen gebracht. Ich habe immer schon gelesen, viel gelesen und unglaublich gerne gelesen. Ich kann mich an so unglaublich viele Lieblingsbücher erinnern, angefangen von meinen liebsten Bilderbüchern, über die Kinderbücher von Astrid Lindgren und Otfried Preußler, aber keines der Bücher hat mich so in seinen Bann gezogen wie Harry Potter.

Vor zwanzig Jahren habe ich (wie so oft) bei meiner Freundin übernachtet. Ich konnte noch nicht einschlafen und habe mich an ihrem Bücherregal bedient. Sie hatte den ersten „Harry Potter und der Stein der Weisen“ kurz vorher geschenkt bekommen. Ich fing an zu lesen und war gefangen in dieser Geschichte. Unter allem Umständen wollte ich wissen, wie Harry nach Hogwarts kommt und dort lernen muss ein Zauberer zu sein. Als ich meine Freundin am nächsten Morgen bat mir das Buch auszuleihen, damit ich es weiterlesen konnte, gab sie es mir nicht. Schließlich wollte sie es ja auch bald lesen.

Was sollte ich machen. Es war Sonntag und ich wohnte in einer Kleinstadt im Sauerland. Also telefonierte ich kurz und überredete meine Mutter mich zu einer anderen Schulfreundin zu fahren, von der ich wusste, dass sie die Bücher auch hat. Am Nachmittag konnte ich dann endlich weiterlesen und das erste Abenteuer von Harry beenden.

Es war traumhaft Harry Potter so hautnah wachsen zu sehen, im gleichen Alter zu sein wie sein Held und jeden Schritt unmittelbar miterleben zu können. Das Problem? Diese Geduld, die man aufbringen musste bis das Abenteuer endlich weiterging.

Im Jahr 2000 erschien endlich „Harry Potter und der Feuerkelch“. Das war der erste Band, bei dem es dann zum Erscheinen auch Veranstaltungen und Mitternachtsverkäufe gab. Aus diesen Dingen habe ich mich immer rausgehalten. Als das Buch erschien war ich am Abend vorher auf einer Geburtstagsfeier von zwei Schulfreundinnen. Ich war mittlerweile 14, die Party war mit Jungs und Cocktails (alkoholfrei) und sogar mit Übernachtung. Aber alles was sich in meinem Kopf drehte, war das Wissen, das am nächsten Morgen endlich der nächste Harry Potter im Laden stehen würde.

Am schlimmsten war das Warten auf den letzten Band. Man hatte Harry so viele Jahre lang begleitet, jetzt wollte man auch endlich wissen, was das Schicksal (oder die Autorin) für Harry vorgesehen hatte. Am 21.Juli 2007 war es endlich so weit, ich war mittlerweile auf die englischen Ausgaben umgestiegen und tatsächlich schon 21 Jahre alt und radelte pünktlich zur Ladenöffnung zum Buchladen und holte mir das langersehnte Finale ab. Eigentlich hätte ich für eine Matheklausur an der Uni lernen sollen, aber es ging nicht. Ich musste das Buch lesen, sofort und komplett.

Und dann war es tatsächlich vorbei. Auf die Filme zu warten, war nie auch nur halb so schön und kribbelig wie auf die Bücher zu warten. Die letzte Verfilmung erschien an meinem 25. Geburtstag, vier Monate vor meiner Hochzeit. Ich war erwachsen geworden, genau wie Harry und ich habe es geliebt, mit seinen Geschichten an meiner Seite aufzuwachsen.

Harry Potter ist so viel mehr als die Bücher, die bei so vielen Menschen im Regal stehen. Ich hatte das Glück viele tolle Momente mit diesen Geschichten zu erleben. Als „Harry Potter und der Stein der Weisen“ im Jahr 2001 ins Kino kam, hatten wir eine Schulvorstellung in unserem Kleinstadtkino. Für 2€ pro Karte durften nur Schüler unserer Schule zu einem bestimmten Termin ins Kino. Es war einfach super. Die Geschichte zum ersten Mal in bewegten Bildern zu sehen und dann auch noch mit all seinen Schulfreunden war ein wirkliches tolles Erlebnis.

Ein Jahr vorher, als „Harry Potter und der Feuerkelch“ erschienen war, war ich mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder bei einer Lesung von Rufus Beck. Wie gigantisch und grandios die Lesungen mit ihm sind, muss ich ja nicht erwähnen, aber es war ein Erlebnis, dass sich tief in mein Gedächtnis gebrannt hat. Die Mikrofonanlage war ausgefallen und Rufus Beck las trotzdem, komplett ohne technische Verstärkung und zwar in absoluter Perfektion. Ein Erlebnis, für das ich ihm immer schon einmal von Herzen danken wollte.

Auch ich habe Harry Potter vorgelesen – und zwar meinem kleinen Bruder. Stundenlang haben wir im Kinderzimmer gesessen, er hat mit Lego gebaut und ich habe vorgelesen. Eine meiner allerliebsten Erinnerungen an Harry Potter.

2009 waren mein Mann und ich das erste Mal gemeinsam in London und haben „Spurensuche“ betrieben. Natürlich waren wir Kings Cross besuchen, aber viel mehr Spaß hat es mir gemacht, all die Orte zu besuchen, die in den Büchern nur am Rande erwähnt werden. Die Metro-Station „Tottenham Court Road“, wo Harry, Ron und Hermine ihre Flucht nach Bill und Fleurs Hochzeit beginnen, Elephant & Castle, wo Mr Weasley zu Einsätzen gerufen wird. Es macht Spaß an der Charing Cross Road hoch und runter zu laufen, um vielleicht erahnen zu können, welches Gebäude die Inspiration für den „Tropfenden Kessel“ gegeben hat. Und natürlich sind wir auch über die Millenium Bridge gelaufen, die in der Verfilmung von den Todessern zerstört wird.

Es gibt Zitate aus den Harry Potter – Geschichten, die so gut wie jeder kennt. All die schlauen Sachen, die Dumbledore sagt, und die ich wirklich liebe.

Aber es gibt eine Szene, eine Unterhaltung, die ich einfach über alles Liebe. Ich weiß noch genau, wann und wo ich sie das erste Mal gelesen habe und seit diesem Tag habe ich sie nicht vergessen und diese Szene mach mich glücklich, sie macht die Bücher für mich perfekt und bringt mich jedes Mal wieder dazu, mit einem breiten Grinsen im Gesicht durch die Gegen zu laufen.

In „Harry Potter und der Orden des Phoenix“ lernen wir Harry von einer Seite kennen, die sehr verschieden ist zu den Jahren davor.  Er ist jetzt 15 Jahre alt, Lord Voldemort ist wieder in menschlicher Form und Harry sieht sich mit so vielen Problemen konfrontiert, die alle entweder sein eigenes oder das Leben seiner Freunde bedrohen. Und in dieser wirklich düsteren Stimmung, in all diesem Druck, dem Harry ausgesetzt ist, wird etwas in den Fokus gerückt, was für Teenager unglaublich wichtig ist – sich zu verlieben! Und dieses kleine Stück absolute Normalität, das dann leider doch immer wieder heimgesucht wird, von all den Lasten, die Harry aufgebürdet sind, drückt sich für mich nirgendwo besser aus als in der Szene, als Harry und Cho Chang sich zum ersten Mal küssen und er sich danach mit Ron und Hermine darüber unterhalt, dass sie geweint hat beim Küssen.

A slightly stunned silence greeted the end of this speech, then Ron said ´One person can´t feel all that at one, they´d explode.´

´Just because you´ve got the emotional range of a teaspoon doesn´t mean we all have´, said Hermione nastily, picking up her quill again.

Die ganze Unterhaltung zwischen den dreien, spiegelt so viel von ihren Charakteren wieder und vor allem auch ihre Verbindung zueinander. Ich liebe die Liebesgeschichten in den Harry Potter – Geschichten, denn sie gehören zum erwachsen werden dazu. Sie sind ehrlich und herzlich. Sie sind geprägt von tiefer Zuneigung, Ablehnung, Trauer und explodierenden Gefühlen. All das was Liebe nun einmal für Teenager ist.

Harry Potter begleitet mich seit zwei Dritteln meines Lebens. Und die Geschichten werden den Rest meines Lebens an meiner Seite bleiben.

Ich liebe die Erinnerungen an die bisher erlebten Momente mit den Geschichte und ich bin voller Vorfreude darauf, jede einzelne Geschichte mit meinen Töchtern neu zu entdecken. Ich freue mich darauf, dass die Große bald alt genug ist mit Band 1 anfangen zu können und ich erwarte sehnsüchtig den Moment, in dem ihr Englisch in einigen Jahren so gut ist, dass wir alle Bände auch noch einmal im Original lesen können und dann mit den illustrierten Ausgaben.

Ich freue mich auf Filmeabende, auch wenn ich kein besonders großer Fan der Verfilmungen bin, aber die Kinder sollen ja das ganze Paket erleben.

Harry Potter ist ein Phänomen, dass gekommen ist um zu bleiben und ich freue mich sehr, dass ich den Geschichten einen Platz in meinem Herzen und in meinem Regal anbieten kann, um jedem, der einen Blick auf mein Regal wirft von ihnen zu erzählen.

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